Wollense ´n Bong? Möchten Sie gerne einen Kassenzettel haben?

Die AOK bietet einen neuen chicken Service für ihre Versicherten an: Die elektronische Patientenquittung. Bereits seit der letzten x-ten Reform der Abrechnungsmodalitäten (das „GKV-Modernisierungsgesetz“) im Jahre 2004 wurde mit Einführung der Praxisgebühr auch diese Patientenquittung eingeführt. Die Gebühr ist abgeschafft seit 1.1., die Quittung gibts immer noch — es hat nur noch nie jemand danach gefragt. Wahrscheinlich möchte man gar nicht wissen, was der Arzt an der Behandlung verdient.

Die AOK geht andere Wege, der Informationsgehalt ist noch geringer: Als Mitglied der Krankenkasse kann man nun über die AOK seine Quittung beantragen. Problem: Der Arzt rechnet ab im Quartal I, erst im Quartal III (nach 4-6 Monaten) ist die Berechnung der Vergütung, der Regelleistungsvoluminaausgleiche, Abzüge der gedeckelten Punktevolumen und sonstigen bürokratischen Spitzfindigkeiten soweit gediehen, dass heraus ist, was von der ursprünglichen Abrechnung übrig bleibt.

Weiß ich denn nach vier oder fünf Monaten noch, was der Doc damals so gemacht hat? Vor allem: Wie oft ich beim Arzt war? Denn: Den größten Abrechnungssatz macht die so genannte Konsultationsziffer als Versicherungspauschale (bei Kinder- und Jugendärzten die 04111 bzw. 04110) aus, die sowieso nur 1x pro Quartal berechnet wird, egal, wie oft der Patient durch die Türe marschiert. Die mögliche Patientenquittung mag vielleicht bei Einzelabrechnungen gut funktionieren, wenn auf der Quittung eine Arthroskopie erscheint, die der Orthopäde aber nie durchgeführt hat, oder – in unserem Fall – eine Impfung, die nie stattgefunden hat.

Es bleibt also die Patientenkontrolle übrig, und es werden sich sicher genug Spitzfindige finden, die akribisch alle Arzt-Kontakte und -Leistungen listen und diese mit den Ziffern der Patientenquittung vergleichen. Es sät also nur vermehrt Skepsis in das Abrechnungsgebahren der Ärzte, eine Transparenz im Sinne einer Einschätzung des wahren Verdienstes pro Patient, wie wir uns das ursprünglich gehofft haben, wird es weniger bringen.

Meine Vision schon immer: Rechnung an den Patienten, da steht alles drauf, kann er gleich korrigieren, und Einreichung bei der Krankenkasse mit Erstattung der Kosten an den Arzt.
Ach, ups, dann hat ja die KV nichts mehr zu tun.

Arzt-Wiki

31 Antworten auf „Wollense ´n Bong? Möchten Sie gerne einen Kassenzettel haben?“

  1. Hier in Frankreich zahlt prinzipiell der Patient. Und die Kasse erstattet nach ganz klaren Sätzen – ein Arzt, der „non conventionné“,also über Kassensatz berechnet, muß das klar anschlagen. Die Kasse bezahlt aber nur 70% minus einen Euro (bei Medikamenten wirds noch mal komplizierter). Den Rest muß man über Zusatzkasse finanzieren, die auch Zahnersatz und Brille etc. bezahlt – oder auch nicht, Hinsehen ist wichtig.
    Seit der Einführung der Carte Vitale, mit der die Ärzte papierlos die Rechnungskopie an die Kasse übermitteln können (der Patient bekommt üblicherweise keine Rechnung, nur ein Formular für die Kasse, wenn die Carte Vitale nicht zum Einsatz kommt), überweist die Kasse innerhalb weniger Tage.
    Von verschriebenen Medikamenten, soweit sie erstattungsfähig sind, übernimmt die Kasse einen Anteil je nach Liste. In der Apotheke zahlt man aber für diese Medikamente nichts; der Eigenanteil (bzw. Zusatzkassenanteil) wird von der Kasse gegen die Erstattungsansprüche aufgerechnet.
    Bei höheren Rechnungen (Zahnarzt, ab 50 Euro aufwärts) bieten die Arztsekretariate meist an, den Scheck eine Woche zurückzuhalten, bis die Kasse gezahlt hat. Ist freundlich – und immer noch besser als Ärger wegen keine Deckung oder das Mahnverfahren.

  2. Ach, die KV vertritt gar nicht Deine Interessen (und die Deiner Kollegen)? Dann frag ich mal ganz naiv: wieso gibts bei den Vorstandswahlen dafür keine Quittung?

  3. Wir sind PKV, ich bin damit ganz zufrieden, reiche meist erst ein und zahle wenn ich die Erstattung habe. Gut kleinere Beträge gehen auch mal so. Als ich vom Kinderarzt ein Rezept für KG für meinen 6 Monate alten Sohn wollte, wurde dies mit der Begründung „Budgetierung“ abgelehnt. Aber dann, achso, sie sind PKV, na dann geht das doch…
    bisher bester Vorteil: unser Osteopath ist Doc, somit geht die Behandlung über Kasse. Einfach super.

    Allerdings habe ich bei einem Doc (Vertretung meines Hausarztes) auch gern mal die Protokosten für ein Rezept auf der Rechnung, welches ich abgeholt habe….

    1. mmmh.

      ich darf nochmals dran erinnern, dass der Behandlungsvertrag zwischen Dir und dem Arzt zustande kommt, d.h. die Rechnung musst Du bezahlen und zwar mit dem üblichen Zahlungsziel von 4 Wochen (wie bei allen Rechnungen, auch wenns nicht gesondert drauf steht) – wenn Deine PKV nach Einreichung schnell überweist, mag das passen.
      Hier ist es eine Unsitte, die Privatrechnung erst nach drei Monate und zwei Mahnungen zu überweisen „weil ja die PKV nicht vorher gezahlt habe“ – und großzügig wird die Mahngebühr übersehen.
      Schlechter Stil.

      1. oh, so wars gar nicht gemeint. Die Erstattung kommt in der Regel rechtzeitig. Sonst zahle ich meist am letzten Tag (Es sei denn, es übersteigt meine Finanzen, dann gebe ich zu, warte ich die Mahnung ab und zahle „mit“ Mahngebüren).

  4. Ich habe vor paar Jahren mal Abrechnungsdaten bei der Krankenkasse angefordert, was ja angeblich möglich sein soll. Nach meiner dritten Anforderung hat man sich mal bequemt, diese zu bearbeiten. Nach Monaten erhielt ich dann von der Krankenkasse einen Brief, in der ein mit STRENG VERTRAULICH beschrifteter Umschlag einer dritten Stelle war, der die Daten enthalten sollte. Also habe ich diesen gespannt geöffnet, da ich unzählige Male im Jahr beim Arzt bin. Es war nur 1 DIN A4-Blatt drin mit dem Text: „Ihre Anfrage brachte folgendes Ergebnis: KEINE DATEN“.

  5. Ich hätte es auch schön gefunden, wenn der Hausarzt einen über die Konsequenzen aufklären würde, bevor er einen Patienten zum „chronischen Patienten“ macht.
    Daß man danach für ein paar Versicherungen leider leider nicht mehr in Frage kommt. Ne Berunfsunfähigkeitsversicherung kann ich knicken oder nur noch mit ner langen Liste von „ausgeschlossenen Krankheiten“.
    Sicher – ich hab zugestimmt und das Formular unterschrieben. „Ist ja nur für 1 Jahr“ und „werden wir in der Praxis besser bezahlt“…..
    Klar – und für die paar Euro achtzig mehr in der Praxis hab ich jetzt leider keine Absicherung…..

  6. Als ich noch bei der PKV war, fand ich auf so einer Arztrechnung einmal eine (chronische) Diagnose, die mir nie mitgeteilt worden war – im Gegenteil, nach der fraglichen Untersuchung wurde mir beschieden, dass ich völlig gesund bin.

    Was ist nun, wenn man sich z.B. gegen Berufsunfähigkeit versichern will und diese „Krankheit“ natürlich nicht angibt, weil man nichts davon weiß? Die Versicherung dann aber über die Unterlagen „herausbekommt“, man habe da doch etwas gehabt? Das hat mir schon zu denken gegeben.

    Schon allein aus diesem Grund bin ich seitdem eine starke Befürworterin größtmöglicher Transparenz. Deine Idee oder die Variante mit der Kopie fände ich daher wirklich gut.

    1. sehr ärgerlich. ich bin bei Diagnosen auf Privatrechnungen auch immer sehr vorsichtig – genau aus diesem Grund. Oft sage ich das auch den Eltern: „Wundern Sie sich nicht, wenn ich das Herzgeräusch nicht mit auf die Rechnung schreibe, sonst bekommt Ihr Sohn in sechzig Jahren die Bypass-OP nicht bezahlt.“
      Andererseits muss man über die Diagnose zB rechtfertigen, warum das Kind nun doch zum Ultraschall beim Kardiologen war.

      Noch eine Variante: Säuglingen haben ja oft Gelbsucht, ganz physiologisch. Ich habe das einmal mit auf die Rechnung geschrieben, die PKV drohte den Eltern mit Klage, weil sie beim Versicherungsantrag (also bei Geburt) nicht angegeben haben, dass das Kind einen „Leberschaden“ habe. Ich habe dann einen „freundlichen“ Brief geschrieben.

      1. Das ist ja der Hammer. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass meine Skepsis SO SEHR berechtigt ist.
        Zum Glück sind diese Eltern auf einen engagierten Arzt getroffen!

    1. Klugscheiß: ihr denkt eigentlich richtig. Bong im Sinne von Kassenbon schreibt man doch ohne ‚b‘, oder irre ich mich jetzt?

      1. Ohne „b“ – also „Ong“ ? Nee, wirklich nicht ;-). Du meinst sicher ohne „g“. Ja, das stimmt. Aber ich bin sicher, dass das auch der Kinderdok weiß. Durch das hinzugefügte „g“ wollte er seiner Überschrift wahrscheinlich nur stärker den Eindruck gesprochener Sprache verleihen. *linguistenmodusaus*

  7. in der privaten hat man ja als patient den ganzen verwaltungsaufwand, super wenn chronisch krank mit vielen artzbesuchen….und dafür zahlt man dann deutlich mehr als die kassenpatienten…
    in meinen augen kopie der rechnung an den patienten und gesamte verwaltung an die kassen, und das bei gkv und pkv

  8. Das ist vielleicht eine doofe Frage, aber macht die Patientenquittung nach dem Arztbesuch dem Arzt/den Helferinnen nicht eine Unmenge unbezahlter Arbeit? Ich wußte gar nicht, daß es das gibt, und hätte fast ein schlechtes Gewissen, es einzufordern…die Idee, daß immer eine Rechnungskopie an den Patienten geht, finde ich aber gut, kann ja auch erst nach XY Wochen sein. Die Transparenz war das, was mir in meinem einen Jahr PKV am besten gefallen hat. Das bringt viele Leistungen in Perspektive.

  9. Von mir aus gern, wenn das Zahlungsziel so ist, dass die Rechnung erst nach Erstattung zahlbar ist, und sicher gestellt ist, dass die in Rechnung gestellten Leistungen auch erstattet werden, sonst ist das leider für viele nicht machbar.

      1. … und dass die patienten es auch verstehen. Sonst muss der Arzt sich demnaechst mit dem Patienten darum streiten, ob die Frage „Bobbele kann mit dem Durchfall nicht zum Schwimmen, oder?“ beim eigentlich-nur-Terminholen nun eine Beratungsleistung ist oder nicht.

  10. Vlt sollte nur eine Kopie an den Patienten gegeben werden, sonst seht ihr das Geld nie. Und ob ihr jetzt eine Rechnung an die Krankenkasse direkt stellt oder ob dies an eine zentrale Stelle geschieht die dann an die Krankenkassen weiter leitet. Ist Variante 1 bestimmt kostengünstiger. Könnte online in Realtime abgerechnet werden 😀

  11. Genau das ist es! Die KV würde sich damit selber abschaffen. Im Leben machen sie das nicht. Und die Patienten würden mal sehen was man verdient… vor Abzug aller Praxiskosten und vor Steuer. Ich denke das würde so einige überraschen. Nicht das sie es ändern würden aber es würde sie überraschen.

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